Polizeihunde, schwarze Limousinen und Männer mit Knopf im Ohr: Die Judoka, die auf die Lindauer Insel zum Ippon-Girls-Lehrgang gekommen sind, dürften sich über das ungewöhnliche Begrüßungskomitee gewundert haben. Besonderen Schutz haben sie nicht nötig. Das zeigten die 35 Mädchen aus ganz Schwaben und Baden-Württemberg den ganzen Tag über eindrücklich auf der Matte in der Jahnturnhalle.
Grund für die Sicherheitskräfte war die noble Gesellschaft, in der sich die Judo-Mädchen befanden. Denn in der benachbarten Inselhalle tagten die Nobelpreisträger.
Der Ippon-Girls-Lehrgang hat in Lindau schon eine kleine Tradition: Er fand bereits zum sechsten Mal statt, wieder bestens organisiert von Manfried Steiert, Judo-Abteilungsleiter des TSV Lindau, und Guido Schieber, Bezirksvorsitzender Schwaben.
Zugpferde waren die Top-Trainerinnen: Mit Zita Notter (SF Harteck) stand die ehemalige Jugend-Europameisterin und frischgebackene Europameisterin und Deutsche Meisterin bei den Veteranen auf der Matte. Helene und Birgit Weinmann (TSV Abensberg) haben sich für die Kata-Europameisterschaften qualifiziert und bei den deutschen Kata-Meisterschaften dieses Jahr den dritten Platz belegt.
In der Jahnturnhalle kamen die Mädchen und jungen Frauen ins Schwitzen. Nach Aufwärm- und Kennenlernspielen standen anspruchsvolle Judotechniken im Stand auf dem Programm. Dabei ging es Zita Notter vor allem um den Griffkampf: Die Kämpferinnen sollten sich in vorgegebenen Situationen individuelle Lösungen erarbeiten. „Es muss zu Deinem Judo passen“, sagte Zita Notter, die Tipps gab, aber niemandem eine Technik aufstülpen wollte. Nachmittags ging es mit Bodentechniken weiter. Und natürlich gab es Randoris, – Übungskämpfe -, bei denen sich die Kämpferinnen mit Judoka aus anderen Vereinen messen konnten.
Helene Weinmann lädt ihre Mutter mit Ippon-Seoi-Nage, einem Schulterwurf, auf und Birgit Weinmann steht wie eine Kerze fast senkrecht in der Luft – regungslos. Körperspannung war bei der Einführung ins Kata-Training angesagt. Die Mädchen merkten schnell: Bis es so elegant aussieht, muss viel geübt werden.
Auch Selbstverteidigung stand auf dem Programm. Richtig zuzuschlagen, braucht Überwindung. Anfangs fiel es einigen Mädels noch schwer, auf die Matte oder den Schutzhandschuh einzuschlagen. Doch die Ju-Jutsu- und Karate-Trainer Julia Beck, Ruben Cüppers, und Leon Mayer (alle TSV Lindau) nahmen den Judoka die Scheu und zeigten ihnen wirkungsvolle Selbstverteidigungstechniken.
Als die Judokas am späten Nachmittag müde die Jahnturnhalle verlassen, haben die Polizisten nebenan noch nicht Feierabend. Dass jeden Moment Politprominenz und preisgekrönte Nobelpreisträger aus der Inselhalle kommen können, wissen die meisten der „Ippon-Girls“ nicht. Es spielt auch keine Rolle: Denn die Autogramme, die den Mädchen wichtig sind, haben sie längst – von Zita, Birgit und Helene.
Hier sind einige Impressionen des 6. Ippon-Girls Tages:
(Text und Fotos: Yvonne Roither)